
Teilung
Bis Mitte 2022 war die Welt noch in Ordnung für Alexandra Hess. Was sie dann erlebte, zog der engagierten Unternehmerin jedoch den Boden unter den Füßen weg.
Friedberg – Es war im vergangenen Mai, als Alexandra Hess einen Mann dabei beobachtete, wie er das Grundstück in der Friedberger Haagstraße (Kreis Wetterau) fotografierte, auf dem sich ihr »Wollstübchen« befindet. Wollte der Mann potenzielle Einbruchsziele ausspionieren? “Sie haben in letzter Zeit immer wieder darüber gelesen”, sagt Hess. Sie sprach mit dem Mann, aber seine Antwort war anders. „Die ganze Immobilie wird verkauft, ich mache Fotos für den Immobilienmakler.“
Für Hess war das ein Schock, weil sie davon ausgegangen war, dass die Eigentümerin, die Erbengemeinschaft Friedberg, das Haus “niemals” verkaufen würde, zumal zwei der vier Erben hier arbeiten. “Ich war verärgert, dass sie nichts gesagt haben, weil wir eine gute Beziehung haben”, sagt Hess. Ihren ersten Laden eröffnete sie erst am 1. November 2020, mitten in der Pandemie.
Davor war sie neun Jahre lang Teil von »Naturally Colorful« in der Haagstraße 28. Nicht zuletzt überzeugte sie der Standort und die erschwingliche Miete im dreistelligen Bereich von der Gründung. Hess: „Es war schon immer mein Traum, ein eigenes Unternehmen zu haben.“

„Wollstübchen“ von Alexandra Hess muss schließen: In den Laden in Friedberg wurde viel investiert
Sie habe viel in den Laden investiert, “weil ich dachte, ich würde lange hier bleiben.” Heß berichtet, sie habe sich an einen der Erben gewandt. „Keine Sorge, es bleibt alles beim Alten“, sagte sie. Mitte Juni erhielt sie ein Schreiben der Erbengemeinschaft, in dem ihr der Name des neuen Eigentümers und dessen Bankverbindung genannt wurden – eine Adresse in Friedberg, ohne Telefonnummer und E-Mail. Heß: „Ich habe immer noch keine Nummer.“ 14 Tage später kam die neue Besitzerin in den Laden und erklärte, dass ihre Miete zu niedrig sei. Es hat Angebote, die um die 2000 Euro pro Monat liegen.
“Es gab keine weiteren Gespräche oder Angebote von ihm”, sagt Hess. Sie machte sich sofort auf die Suche nach einem anderen Geschäft in Friedberg. „Bei mir schrillten die Alarmglocken.“ Hess hatte recht: Am 27. September erhielt er eine handschriftliche Kündigung, die bis zum 31. März dieses Jahres fällig war. „Rechtlich war es in Ordnung, da kann man nichts machen, ich selbst habe der sechsmonatigen Kündigungsfrist zugestimmt“, gibt Heß zu.
Einen neuen Laden zu finden war mehr als frustrierend. „Die ausgeschriebenen Mieten waren absolut utopisch, das niedrigste Angebot lag bei 1.400 Euro und die Flächen waren alles andere als geeignet, der Rest kletterte bis an die 2.000-Euro-Marke.“ Für einen kleinen Wollbetrieb, gibt er zu bedenken, unpraktisch.
“Wollstübchen Alex” in Friedberg muss schließen: Weiter zu den Märkten
Im Oktober begann sie, sich in ihrem erlernten Beruf bei verschiedenen Kitas als Nanny zu bewerben. Seit dem 1. November arbeitet die Mutter von vier erwachsenen Kindern 20 Stunden pro Woche im Kinderheim Rosbach an der Bergstraße im Abschnitt U 3. Das bedeutete auch eine Verkürzung der Öffnungszeiten ihrer »Welle«. Nach Schließung wird er dann ab dem 1. April in Vollzeit arbeiten. Nun wird sie anfangen, einen Teil der Wolle und viele Strickaccessoires auf Events und mit Rabatten zu verkaufen.
Ausverkauft wird es aber nicht, denn „ich werde mit meinem Stand auch weiterhin auf Mittelalter- und Weihnachtsmärkte gehen“, sagt Hess. Trotz der Erfahrungen der vergangenen Monate hat sie ihren Optimismus nicht verloren.
Was mit den Gewerbeflächen passiert, weiß Hess nicht. “Da haben Männer den Raum vermessen, ohne wirklich etwas zu sagen”, berichtet er. Auf die schriftliche Anfrage dieser Zeitung reagierte der neue Eigentümer des Hauses nicht. (Harald Schuchardt)